Gott ist für Schwächlinge

Zu Jesus gehen doch nur Menschen, die ein Leben voller Probleme haben und alleine nicht klarkommen. Sicher ist es so, dass viele Menschen in ihrer Not zu Jesus rennen – und das ist auch gut so. Jesus freut sich über jeden Einzelnen. Aber was ist mit den vermeintlich Starken und Reichen? Die brauchen also Jesus nicht, es sei denn, ihre Welt bricht zusammen? Oder warum sollten wir überhaupt zu Jesus kommen?

Ich bin in der Blüte meines Lebens zum Glauben gekommen. Von ein paar Menschen enttäuscht, aber sicher nicht am Boden, war ich offen für Neues. Und Gott hat auf mich gewartet, wie er auf jeden Einzelnen wartet. Ich war keiner von diesen sogenannten Schwächlingen. Und dann begann ein Leben, dass ich so nicht erwartet habe: Gott fängt an, den Dreck aus dem Leben zu räumen und Prioritäten richtig zu setzen. Für Außenstehende wird man weich, aber tatsächlich wird man stark. Man fängt an, Verantwortung zu übernehmen und die Schuld nicht mehr auf andere zu schieben. Warum? Das ist dieses „Freimachen“, das man oft in Gemeinden hört. Die Vergangenheit ist nicht mehr das Lenkrad der Zukunft. Aber diese Momente, in denen Jesus in deinem Leben aufräumt, können dir den Boden unter den Füßen wegreißen.

An einem Beispiel aus meinem Leben möchte ich verdeutlichen, was ich mit den vorherigen Aussagen ausdrücken möchte. Ein gewöhnlicher Sonntag fängt bei mir mit einem Gottesdienst an. Meine Frau, meine Tochter und ich gehen in eine freie Gemeinde in Nordhorn. An besagtem Tag sehe ich während der Predigt wie in einem echten Film, einen Teil meines Lebens an mir vorbeiziehen. Keinen schönen Teil: Ich sehe, wie ich meinem Vater nicht nur respektlos, sondern auch gewalttätig gegenübertrete. Bedenkt man meine Vergangenheit, ist der Umgang nicht verwunderlich. Ich war jähzornig. Vor meinem geistigen Auge sehe ich Szene um Szene und ich merke, wie ich anfange, mich zu schämen und unaufhaltsam zu weinen. Für Außenstehende ein Schwächling. So kann es aussehen, wenn Gott aufräumt. Jetzt kommt mein Teil: Die Reaktion. Nach dem Gottesdienst bin ich zu meinem Vater gefahren, mit dem ich früher arg zerstritten war und habe mich bei ihm entschuldigt. Es war der richtige Zeitpunkt und mein Vater hat mir vergeben.

Ich könnte unzählige Beispiele nennen, in denen Gott mir langsam beigebracht hat, meine Fehler zu erkennen und zu akzeptieren. Und nachdem mir so viele Leute vergeben haben, fällt es mir auch nur noch selten schwer, anderen zu vergeben. Das ist für mich Stärke. Möchtegernmachos und Wichtigtuer sind mir mittlerweile egal geworden.